Montag, 30. April 2012

Theophan der Einsiedler, 4

(aus Brief 31 über die wandernden Gedanken während des Gebetes, 1)

Gedanken wandern wenn man geistliche Werke liest und während des Gebets. 
Was sollte man tun? Niemand ist frei davon. 
Es steckt keine Sünde darin, nur Boshaftigkeit. 

Wandernde Gedanken werden eine Sünde, wenn man bereitwillig die Unausgeglichenheit des Geistes zulässt. Wenn aber Gedanken unfreiwillig umherstreuen, was für ein Verschulden kann das sein?

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Sonntag, 29. April 2012

Caterina von Siena


Der Festtag dieser großen heiligen Frau ist der 30. April. Catherina von Siena ist im Laufe der Kirchengeschichte oft missbraucht worden, weil sie sehr oft missverstanden wurde. Viele Widerstände in ihrer Zeit musste sie erdulden, wiewohl sie lediglich Gottes Wille tat. Zu späteren Zeiten meinten die Vielen sie wüssten was Caterina der Kirche und der Welt zu sagen habe und wie diese gegebenenfalls umzugestalten seien. Besonders ihre über dreihundert Briefe an den Papst sind bekannt und dienen dazu, alle möglichen Ereignisse interpretieren zu können. Selbst die sogenannte Frauenbewegung nutzte die Briefe Caterinas für eigene Zwecke und hat doch nicht erkannt, wer sie ist. Aber das gläubige Volk hat zu jeder Zeit gewusst, welch großen Schatz es mit dieser wunderbaren Frau hat. Die Verehrung Catarinas, die dem 3. Orden des heiligen Dominikus angehörte, ist niemals abgerissen.

Vor zwei Jahren sprach Papst Benedikt während seiner Mittwochsaudienz über Katharina von Seine und sagte:
„Von der hl. Katharina lernen wir also die höchste Wissenschaft: Jesus Christus und seine Kirche zu kennen und zu lieben
Im Dialog der göttlichen Vorsehung beschreibt sie mit einem einzigartigen Bild Christus als Brücke, die zwischen Himmel und Erde gespannt ist. Sie besteht aus drei Stufen: den Füßen, der Seite und dem Mund Jesu. Indem sie diese Stufen emporsteigt, durchschreitet die Seele die drei Abschnitte eines jeden Weges der Heiligung: die Loslösung von der Sünde, die Übung der Tugend und der Liebe, die süße und liebevolle Vereinigung mit Gott.


Santa Caterina Da Siena in preghiera. Siena, Pinacoteca Nazionale.

Einige Sätze aus dem Dialog der göttlichen Vorsehung:

“Bedenke nun, geliebteste Tochter, daß es der Seele genau so ergeht. Entweder dient sie mir und hofft auf mich, oder sie dient der Welt und setzt auf sie und auf sich selber ihre Hoffnung. Je mehr sie der Welt dient - fern von mir, mit sinnlicher Dienstbarkeit -, desto mehr dient sie der eigenen Sinnlichkeit und liebt sie.“

“Niemand kann zu mir gelangen außer durch ihn, denn er ist eins mit mir. Ich habe ihn für euch zur Brücke gemacht, damit ihr alle euer Ziel erreicht […] obwohl ich doch nichts anderes will als ihre Heiligung. Zu diesem Zweck gebe und lasse ich alles zu aus unendlicher Liebe. Sie aber nehmen immer wieder Anstoß an mir. Doch ich ertrage sie mit großer Geduld, denn ich liebe sie, […] In ihrer Blindheit wollen sie es sogar wagen, meine geheimsten Absichten zu erforschen. Weil sie aber nicht einmal sich selber kennen, sehen sie falsch. Denn wer sich selbst nicht kennt, kann wahrhaftig auch mich und meine Gerechtigkeit nicht beurteilen.“

Das Haupt der heiligen Caterina von Siena in der Basilica di San Domenico, Siena. Noch nach 800 Jahren ist ihr Gesicht erhalten geblieben. Ihr Leichnam ruht in der
 Kirche Santa Maria sopra Minerva in Rom, wo sie unter dem Hochaltar bestattet wurde

“O törichter Mensch! 
Siehst du nicht, daß du deine Weisheit 
nicht aus dir hast, sondern daß sie 
von meiner Güte kommt?“

“Einzig meine Gnade ist fest und beständig. 
Sie ändert sich nicht und kann dir auch 
nicht genommen werden, außer 
wenn du dich selber änderst, 
dich von ihr abkehrst und 
dich zur Sünde hinwendest.“

“Warum hast du kein Vertrauen 
zu mir, deinem Schöpfer?“

(Zitate aus: Caterina von Siena, Gespräche von Gottes Vorsehung, Johannes Verlag 1981)

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Theophan der Einsiedler, 3

(aus Brief 15 über das Gebet, 2)

Wir sehen, dass die Heiligen Väter außergewöhnliche Bemühungen für das Gebet unternahmen, und durch ihre Kämpfe erweckten sie den warmen Geist des Gebets. Wie sie diesen betenden Zustand erreichten wird in den Schriften verdeutlicht, die sie uns hinterlassen haben. Alles, was sie über Bemühungen um das Gebet sagen, bildet die Technik des Gebets, welche die Wissenschaft der Wissenschaften ist. Die Zeit wird kommen wenn wir diese Kunst studieren werden. Aber jetzt, da es in unserer Korrespondenz auftauchte, berühre ich es nur im Vorbeigehen.

Lass mich ergänzen: es gibt nichts Wichtigeres als das Gebet; darum müssen ihm unsere größte Aufmerksamkeit und sorgfältigste Behandlung beiwohnen.

Gewähre, o Herr, Eifer für dieses Bemühen!

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Samstag, 28. April 2012

Theophan der Einsiedler, 2

(aus Brief 15 über das Gebet, 1)

Du schreibst, dass Du hingebungsvoll gebetet hast, und plötzlich wurdest Du beruhigt und erhieltest eine innere Gewissheit, dass Du von schwerer Last befreit werden würdest - und dann, tatsächlich geschah es so...

Erinnere Dich wie Du gebetet hast und bemühe Dich immer in dieser Weise zu beten, so dass das Gebet aus Deinem Herzen kommt und nicht nur in Deinem Geist gedacht wird und durch Deine Zunge heruntergerasselt wird.

Ich will nicht die Tatsache verbergen, dass, selbst wenn Du einmal aus dem Herzen heraus gebetet hast, es kaum möglich ist, immerzu in dieser Weise zu beten. Ein solches Gebet ist von Gott gegeben oder wurde von Deinem Schutzengel angeregt. Es kommt und geht. Daraus folgt aber nicht, dass wir die Mühen für das Gebet aufgeben sollen. Das Gebet kommt aus dem Herzen wenn man sich bemüht; es kommt nicht zu jenen, die sich nicht anstrengen.

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Freitag, 27. April 2012

Theophan der Einsiedler, 1

Theophan der Einsiedler war ein russisch-orthodoxer Mönch und lebte von 1815-1894. Er verbrachte sieben Jahre seines Lebens in Palästina und wurde nach seiner Rückkehr zum Bischof geweiht. Im Jahre 1860 legte er dieses Amt nieder und zog sich in die Einsamkeit eines Klosters zurück. Hier lebte er 28 Jahre in großer Einfachheit bis zu seinem Tode. Die orthodoxe russische Kirche sprach ihn 1988 heilig. Sein Fest wird am 10. Januar gefeiert.


Theophan war ein frommer Asket und Glaubenszeuge und übte einen beachtlichen Einfluss auf die „geistliche Wiedergeburt“ der Gesellschaft seiner Zeit aus. Er vermittelte seine Erfahrungen des Gebets- und Asketenlebens in einer Form, die auch Laien ansprach. So gilt er als ein bedeutender russischer Starez des 19. Jahrhunderts, der einen Großteil seiner Seelenführung auf brieflichem Wege durchführte.

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Donnerstag, 26. April 2012

"immaculata hostia" oder "Frucht der Erde"


"Die alte katholische Messe war eine Art Gesamtkunstwerk gewesen, das durch fünfzehnhundert Jahre immer reicher geworden war. Mehrmals mußten Wucherungen beseitigt werden. Aber selbst das Tridentinische Konzil, das die damals notwendig gewordene Straffung der liturgischen Form rigoros dekretierte, hütete sich mit Grund, den Ritus nicht mehr auf Gott, sondern auf den Menschen zu orientieren.

Unter Paul VI. dagegen reichte die Tendenz zum Hominismus bei der Reform bis in die Sprache der Meßtexte hinein. Im alten Missale Romanum war beim Offertorium das Brot als "immaculata hostia", als makellose Opfergabe bezeichnet worden. Der Ordo Novus nannte es „fructurn terrae et operis manuum hominum" - die Frucht der Erde und der Arbeit menschlicher Hände. Ebenso wurde der Wein, einstmals Kelch des Heiles, zur Frucht der Traube und – natürlich wieder - der Arbeit menschlicher Hände."

zitiert aus: Vatican Magazin 4/2012
Reinhard Raffalt. Wohin steuert der Vatikan?

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Die Treuen wurden Reformer

Ich erinnere mich sehr gut daran, dass seinerzeit die Argumentation unserer Pfarrer und Kapläne genau so geführt wurde. Und es war für sie ganz einfach. Denn die Treuen vertrauten; sie glaubten ihnen, - die Schafe liefen ihren Hirten hinterher in der Meinung, diese wüssten genau, wo etwa noch bessere Weideflächen zu finden wären.

"Gleich dem Bestreben, mittels historisch positivistischer Methoden die biblischen Berichte auf eine beweisbare Glaubwürdigkeit einzuschränken, sollte auch am Gottesdienst alles ausgespart werden, was im "mündigen Christen" den Verdacht der Mystifizierung erregen konnte. So sanken Schönheit und Glanz in der Meinung der Reformer zu leerem Pomp herab, von dem man in unbefangener Urteilsfreude behaupten könnte, Gott habe ihn nicht nötig und den Menschen besage er nichts."

zitiert aus: Vatican Magazin 4/2012
Reinhard Raffalt. Wohin steuert der Vatikan?

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Wie werde ich gerettet?

Ein Bruder fragte einen Alten: 
Wie werde ich gerettet? 
Der aber zog das Lebiton (d.i. ein Mönchsgewand) aus, gürtete die Hüfte, erhob seine Hände zum Himmel und sagte: 
So muss der Mönch sein: 
Entkleidet der Hülle des Lebens und gekreuzigt. In den Wettkämpfen kämpft der Athlet mit der Faust, in den logismoi möge der Mönch die Hände zum Himmel erheben und Gott anrufen. Nackt steht der Athlet im Kampf und kämpft, nackt und hüllenlos der Mönch, gesalbt mit dem Öl und belehrt von einem Hintermann (d.h. vom Trainer bzw. Strategen, der Anordnungen gibt), wie er kämpfen muss. So (auch) Gott, der uns den Sieg zuwirft.

(Schweitzer, Apothegmata, 1143)

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Mittwoch, 25. April 2012

Unbegreiflich

Am "unbegreifbaren Geheimnis" des Glaubens wird solange herummodelliert, bis es nicht mehr erkennbar ist.

"Beinahe für alle christlichen Bekenntnisse, die dem katholischen als Dialogpartner gegenüberstanden, war es erschreckend zu beobachten, wie die römische Kirche selbst ihren ehrwürdigen Ritus als unzeitgemäß empfand und nichts mehr davon wissen wollte, daß dieser Ritus einst entstanden war, um das unbegreifbare Geheimnis des christlichen Glaubens in zeitlose Schönheit zu hüllen."

zitiert aus: Vatican Magazin 4/2012
Reinhard Raffalt. Wohin steuert der Vatikan?
 

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"Wenn ich nicht verstehe, dann bete ich nicht"

Woher kommt dieses Wort, das während des Konzils und danach besonders von Priestern verbreitet wurde? Offensichtlich verstand man darunter: Wir haben einen Leitsatz für die bestmögliche Argumentation zur Abschaffung des Latein in der katholischen Kirche. 
~~~

"Im Herbst 1972 sprach Paul VI. zu den Teilnehmern einer Mittwochaudienz von der Notwendigkeit, den Glauben zu mehren. Er zitierte dabei den Galaterbrief des Apostels Paulus. Die einschlägige Stelle hatte bis vor wenigen Jahren ihren Platz in der Lesung des dreizehnten Sonntags nach Pfingsten. Unvermittelt legte der Papst den vorbereiteten Text beiseite, erinnerte - gegen seine Gewohnheit in freier Rede - mit Wehmut an das abgeschaffte Meßformular und pries dessen Schönheit und Tiefsinn - "vor der jüngst erfolgten Reform der Liturgie". Das Wort versetzte die Propagatoren kultischer Neugestalt in helle Aufregung. Paul VI. hatte - nach wiederholten Mahnungen, dem römischen Ritus seinen Rang zu lassen - einmal mehr eingestanden, wie sehr er sich persönlich der "alten" Liturgie noch verbunden fühlte. Das war gleichbedeutend mit einer subjektiven Distanzierung von der neuen Kultform, die er selber anfänglich mit soviel Elan promoviert hatte. Niemals zuvor gab ein Papst in vergleichbarer Offenheit zu, eine von ihm getroffene Entscheidung nachträglich nicht mehr mit voller Autorität zu decken. 

Als Athenagoras und Paul VI. einander zum letzten Mal begegneten, kam die Rede, wie schon öfter vorher, auf den Kult. Augenzeugen berichten, der Patriarch habe sich am Höhepunkt des Gespräches zu voller Größe aufgerichtet - ein baumstarker Riese gegenüber dem zierlichen Papst - und mit lauter Stimme gesagt: "Mein Bruder, ich beschwöre Sie, rühren Sie die Liturgie nicht an." Paul VI. zeigte sich beeindruckt, aber nicht bekehrt

Die Hinwendung des Ritus auf den heutigen Menschen, manifestiert durch schlichte Form und intellektuelle Verständlichkeit, bildete einen wichtigen Teil des Programms, mit dem der Papst am Beginn seines Pontifikats der Welt darlegen wollte, auf welch vielförmige Weise die bislang so starre Kirche durch das Konzil für Zeitumstände und Zukunft anpassungsfähig geworden war. So mußte des Patriarchen sorgenvolle Bitte wie eine Antithese zu dem Grundsatz klingen, den der langjährige Präsident der päpstlichen Liturgiekommission, Kardinal Lercaro, in die dürren Worte gekleidet hatte: "Wenn ich nicht verstehe, dann bete ich nicht.""


zitiert aus: Vatican Magazin 4/2012
Reinhard Raffalt. Wohin steuert der Vatikan?



DER VERFALL  DER RÖMISCHEN TRADITION
 

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Verborgenes Leben

Diesem verborgenen Leben, 
das geprägt ist von Schweigen, Anbetung 
und Feier der Liturgie, 
von eifrigem Betrachtender Schrift,
unablässiger Umkehr des Herzens 
und schlichter Arbeit, wohnt eine 
geheimnisvolle Fruchtbarkeit inne, 
die für die Augen der Menschen
nicht sichtbar ist. 
Gott hört ja wirklich das Gebet derer, 
die Tag und Nacht zu Ihm rufen, 
und antwortet auf ihr Flehen, indem Er 
seine unendliche Liebe auf alle Menschen ausgießt.

(MFB)

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